Die in Urzeiten vom südamerikanischen Festland eingewanderten Galapagos-Tierarten haben eine Evolutionsstufe erreicht, die das Alter der ältesten Galapagosinseln bei Weitem übertrifft. So ist Española gut 3 Mio. Jahre alt, Fernandina gerade mal 700.000 Jahre. Um diese Galapagos-spezifische Entwicklung durchgemacht zu haben, d. h. um sich so stark von ihren kontinentalen Artgenossen zu unterscheiden, hätten diese Tierarten viel mehr Zeit gebraucht, als die Inseln alt sind. Der 1000 Kilometer von der Festlandküste entfernte Archipel war jedoch nicht immer so isoliert. Vor über 9 Mio. Jahren erhob sich bis zum Kontinent hin eine längst erodierte und wieder im Pazifik versunkene Kette aus Inseln - eine Art „Proto-Galapagos“ - die tektonischen Vorläufer des gegenwärtigen Archipels. Somit ist der endemischen Tierwelt eine weit größere Zeitspanne einzuräumen und für im Sturm abdriftete Vögel oder Leguane auf weggeschwemmten Baumstämmen waren die Distanzen bei diesem Island-Hopping viel kürzer.
Meerechsen haben als eigentliche „Landtiere“ keine Probleme mit dem Salzgehalt des Meeres. Eine Drüse verhilft ihnen das überschüssige Salz durch die Nasenlöcher wie Sprühregen auszustoßen – was so mancher Besucher vielleicht als verachtendes Spucken interpretieren wird. Bei den älteren der bis zu zwölf Kilo schweren, mit ihrem Ziehharmonikaschwanz bis zu 1,35m langen und mitunter 60 Jahre alt werdenden Leguane haben sich dadurch schon richtiggehende Salzkrusten auf der Schädeldecke gebildet. Beim Abweiden der Algen schwimmen sie oft kilometerweit hinaus und können ohne aufzutauchen bis zu 40 Minuten am Meeresgrund verbringen. Nach ausgiebiger Fressorgie strecken sie ihre Köpfe nachmittags dann wieder auf den bereits angewärmten Basaltsteinen der Äquatorsonne entgegen. Es sollen 100.000 Exemplare an fast allen Küsten des Archipels sein. Während sich im Laufe der Galapagos-Evolution meist graue und schwarze Iguanas marinas ausbreiteten, gibt es auf Española auch eine türkis-pink-ziegelrot gesprenkelte, fast schon neongefleckte Variante.
Landleguane verteidigen ihr Revier hartnäckig und warnen ebenso männliche Eindringlinge durch heftiges Kopfnicken, welches oft in einem bissigen Gefecht endet. Zu ihren Lieblingsspeisen zählt der Opuntia-Baumkaktus, dessen Fruchtpolster sie gerne mit den Krallen auf dem Erdboden herumrollen um sich so der längsten Stacheln zu entledigen. Ihre besten Freunde sind die Darwinfinken, welche ihnen auf Kopf und Körper herumtollend die lästigen Zecken wegpicken – eine Win-win-Strategie für beide Spezies. „Drusenköpfe“ leben auf sieben Inseln des Archipels. Leicht zu beobachten sind sie am Dragon Hill von Santa Cruz, auf South Plazas, North Seymour, an der Urbina Bay und in einer blassgelben Variante mit Mona-Lisa-Lächeln auf Santa Fé. Besuchern vorenthalten bleiben jedoch die letzten etwa 200 rosafarbenen Iguanas terrestres am Vulkan Wolf von Isabela – eine No-Go-Area für Normalsterbliche. Hollywoodstar DiCaprio spendete 2021 einen mehrstelligen Millionenbetrag für deren Arterhaltung.
Riesenschildkröten leben noch auf acht der Galapagosinseln in zwölf endemischen Unterarten mit kuppelförmigen oder sattelrückenförmigen Panzern. Sie können bis zu 300 Kilo auf die Waage bringen. Ihre Gesamtzahl wird auf rund 26.000 Exemplare geschätzt. Lohnende wie leicht zu erreichende Spots zur Beobachtung in freier Wildbahn finden sich im subtropischen Bergland von Santa Cruz, wo sich die urzeitlichen Tiere in Schlicktümpeln suhlen und ihre giraffenartigen Hälse nach Laub recken. Ein absolutes No-Go für Besucher ist dagegen die vorsintflutlich anmutende Caldera des Vulkan Alcedo (1170m) auf Isabela, der letzte große Lebensraum von ca. 8000 Elefantenschildkröten Chelonoidis nigra vandenburghi, die hier ein total ungestörtes, bis zu 180-jähriges Dasein führen. Bussarde kreisen über dem 7km breiten Kraterrund und dessen weitläufigen Flanken, einem Areal von rund 200 km², durchzogen von einem dichten Geflecht aus Schildkrötenpfaden. Obwohl ihrer Statur kaum zu vermuten, legt eine Jede täglich bis zu zwei Kilometer zurück. Noch eine Randnotiz: die nachweislich älteste Riesenschildkröte stammt nicht von Galapagos, sondern wurde um 1750 auf den Seychellen geboren und verstarb 2006 im Zoo von Kalkutta.
Galapagos-Seelöwen gehören wie ihre nahen und gleichzeitig weit entfernten kalifornischen Verwandten zu den Ohrenrobben. Sie sind überall im Archipel präsent und ihr tonangebendes Gebell verfolgt Crucero-Passagiere bis tief in den Schlaf hinein. Seelöwen sind polygam. Ein ausgewachsener 250-Kilo-Bulle kann einen 25-köpfigen Harem unter seinen Fittichen haben. Mit diesen Machos ist nicht zu spaßen. Falls sich einer mal schimpfend mit den Vorderflossen aufrichtet um dann direkt auf einen los zu preschen, heißt es die Flucht ergreifen. Schnorchler können jedoch gefahrlos mit den Welpen und Weibchen im Wasser herumtollen – ein unvergessliches Erlebnis!
Blaufußtölpel sind zwar tollpatschig an Land, aber akrobatisch in der Luft. Bei ihren gemeinsamen Stoßtauchmanövern peilen ihre Schnäbel das jeweils erfasste Ziel unter der Wasseroberfläche an um dann wie ein Geschwader von Marschflugkörpern darauf zuzuschießen. Dabei erreichen sie Tauchtiefen von 25m. Noch fotogener sind ihre Balzrituale, wenn das Männchen seiner Angebeteten das sog. „Skypointing“ vorführt. Dabei werden Schnabel, Bürzel und Flügelspitzen wie Empfangsantennen in den Himmel gestreckt. Elegante Walzerdrehungen, taktvolles Füße-Anheben, betörendes Pfeifen und kleine Aufmerksamkeiten wie geschenkte Zweige sollen das Weibchen überzeugen. Ist dieses von den Verlockungen ganz hingerissen, beginnt es heiser zu schnarren bzw. stöhnen und stimmt bei dem Liebestanz mit ein. Hierbei starrt sich das Brautpaar gegenseitig auf ihre leuchtend blauen, mit ledrigen Schwimmhäuten durchzogenen Watschelfüße. Beide sind leicht zu unterscheiden. Das Männchen hat den stechenden Blick, das Weibchen hat weiche, größer erscheinende Pupillen. Von rund 40.000 Brutpaaren global bevölkern rund die Hälfte die Galapagosinseln; der Rest verteilt sich an den pazifischen Küsten von Nordperu, Ecuador, Panama, Mexiko und Kalifornien.
Darwinfinken haben wie kaum eine andere Galapagos-Spezies zum Verständnis der Evolution beigetragen. Die 17 Arten – mit einer weiteren 18. Art auf der 425 Seemeilen weiter nordöstlich gelegenen, zu Costa Rica gehörenden Kokosinsel – unterscheiden sich vor allem durch ihre den jeweiligen Nahrungsquellen angepasste Schnabelform. So benutzen Großgrundfinken ihren Nussknacker-Schnabel zum Zermalmen harter Samen. Papageienschnabel-Darwinfinken verwenden ihren scharfen Schnabel wie Metallschneidegeräte um Insekten unter Baumrinden zu erbeuten. Waldsänger-Darwinfinken picken hingegen die Insekten wie mit der Pinzette von den Blättern, während der Kaktusgrundfink seinen langen Schnabel wie eine Drahtzange benutzt. Auf der abgelegenen Insel Wolf saugen die Spitzschnabel-Grundfinken sogar das Blut von Blaufußtölpeln, nachdem sie diesen vorab Wunden reinpickten. Noch eine lustige, finkische Fußnote: Österreichische Finkenforscherinnen fanden heraus, dass beim Paarungsgesang die Weibchen aufgrund bestimmter Frequenzen die Schnabelgröße der Männchen einschätzen und feststellen können, ob dieser „Fink“ wirklich geeignet bzw. stattlich genug sei, um genügend Samen zur Ernährung der zukünftigen Familie aufzupicken.
Galapagos-Spottdrosseln und nicht Darwinfinken gaben Charles Darwin nach seiner Reise im Jahre 1835 den Anstoß für seinen späteren Gesinnungswandel entgegen seiner ursprünglichen viktorianischen Überzeugung, dass höchstens Menschen aber keinesfalls Tiere eine fortschreitende, auf Eigendynamik beruhende Artenentwicklung unterlaufen. Sein 1859 erschienenes Werk „The Origin of Species“ erzürnte nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Kirche, die seine Theorien über natürliche Auslese und selektive Abwandlungsprozesse als Gotteslästerung verurteilte. Derweil begegnet man den wunderfitzigen Spottdrosseln noch auf nahezu allen Inseln. Unmittelbar vom Aussterben bedroht ist lediglich die Charles-Spottdrossel, derer kaum noch 100 Individuen auf den winzigen Felseilanden von Champion und Gardner-by-Floreana brüten. Im Gegensatz zu ihren kontinentalen Verwandten singen die vier endemischen Galapagos-Arten jedoch ausschließlich eigene Melodien und imitieren keine anderen Vogelstimmen. Ihre Warnrufe bei der Sichtung von anfliegenden Bussarden finden aber auch bei den Meerechsen Gehör, die auf deren Alarmsignale die Flucht ergreifen.
Galapagos-Albatrosse brüten nur auf Española. Von April bis Juni legt jedes Albatros-Paar ein Ei so groß wie eine Billardkugel, welches von den Eltern in der Manier eines Pirouetten-Trainings für zukünftige Ab- und Anflugmanöver hin- und her gerollt wird. Albatrosse sind wie riesige Transportflugzeuge und mit 2,5m Flügelspannweite die größten Vögel im tropischen Pazifikraum. Sie brauchen eine lange Landepiste und drehen vor dem Aufsetzen erst mehrere Runden. Für den Takeoff watscheln sie oft bis an den Rand der Felsklippe um sich Hals über Kopf in die tragenden Aufwinde zu stürzen; oder spurten mit bereits ausgeklappten Flügeln durch das mancherorts flache Gelände.
Einem Galapagos-Pinguin hinterherschnorcheln zu wollen, ist aussichtslos! An Land tölpelhaft, erreichen sie im Wasser torpedogleiche 40 km/h. Man sieht sie an den von kalten Meeresströmungen vereinnahmten Felsküsten von Isabela und Fernandina, vereinzelt auch in der Sulivan Bay um Bartolomé oder am Baronesa Outlook von Floreana. Äquatoriale Pinguine sind gerademal halb so groß wie ihre antarktischen Artgenossen und die einzigen überhaupt, die soweit nördlich und sogar nördlich der Südhalbkugel brüten.
Flugunfähige Galapagos-Kormorane – sog. Galapagos-Scharben - leben in verstreuten Kolonien an den Basaltküsten von Isabela und Fernandina. Im Laufe der Evolution haben das Ausbleiben natürlicher Feinde, gewaltige Vulkanausbrüche und Fische - noch besser Tintenfische bis zum Abwinken - den Vögeln die Lust am Fliegen genommen. Ihre verstümmelten Flügel wirken wie eingezogene Paddel. Mit ihren Schwimmhäuten zwischen den kräftigen Beinen können sie jedoch tiefe Tauchreviere anpeilen.